So rekrutieren Sie die Generation 50+ in Frankreich: Eine Lösung gegen den Fachkräftemangel

Für deutsche Unternehmen in Frankreich ist die Rekrutierung von Kandidaten angesichts des Mangels an qualifizierten Arbeitskräften eine große Herausforderung. Die oft unterschätzte Generation 50+ kann eine strategische Lösung zur Deckung dieses Bedarfs darstellen. Im Folgenden werden die Vorteile der Einstellung von erfahrenen Mitarbeitern und die besonderen Herausforderungen bei ihrer Integration erläutert.

Frankreich steht, wie viele andere europäische Länder, vor einer zunehmenden Herausforderung: dem Fachkräftemangel. Die demografische Alterung und die geringe Geburtenrate haben zu einem Rückgang des Arbeitskräfteangebots geführt.

Unternehmen aller Branchen suchen nach qualifizierten Arbeitskräften, um ihre Geschäftstätigkeit aufrechtzuerhalten und zu expandieren. Eine Studie des französischen Arbeitsministeriums hat gezeigt, dass bis 2030 fast ein Drittel der Erwerbsbevölkerung über 50 Jahre alt sein wird. Diese Entwicklung stellt die Wirtschaft vor eine doppelte Herausforderung: Wie können Unternehmen neue Talente gewinnen und gleichzeitig erfahrene Mitarbeiter·innen halten?

Ein Beispiel einer französischen Firma, die unter Fachkräftemangel leidet, ist Rabaud. Dieses Unternehmen, das in der Entwicklung und Herstellung von Maschinen für die Landwirtschaft und Forstwirtschaft tätig ist, hat Schwierigkeiten, qualifizierte Fachkräfte zu finden, die über das nötige technische Know-how verfügen. Um diesen Engpass zu bewältigen, hat Rabaud begonnen, sich auf ältere, erfahrene Fachkräfte zu konzentrieren, die über jahrzehntelange Berufserfahrung verfügen.

Das Recruiting der Generation 50+ bietet eine vielversprechende Lösung, um diesen Engpass zu überwinden. Unternehmen, die bisher auf jüngere Arbeitskräfte gesetzt haben, sollten ihre Strategie überdenken und die Erfahrung und Stabilität älterer Mitarbeiter·innen als wertvolle Ressource anerkennen. In einem Land, in dem die Lebenserwartung stetig steigt und das Rentenalter angehoben wird, kann die Integration dieser Altersgruppe in den Arbeitsmarkt einen entscheidenden Vorteil bieten.

"Unternehmen, die bisher auf jüngere Arbeitskräfte gesetzt haben, sollten ihre Strategie überdenken und die Erfahrung und Stabilität älterer Mitarbeiter·innen als wertvolle Ressource anerkennen."

Susanne Goniak
Senior Recruiter
Eurojob-Consulting

Die Generation 50+ bringt nicht nur langjährige Berufserfahrung, sondern auch eine hohe Loyalität und Arbeitsmoral mit. Diese Altersgruppe hat in ihrer Karriere bereits vielfältige Herausforderungen gemeistert und verfügt über ein breites Spektrum an Fachwissen. Erfahrene Mitarbeiter·innen können als Mentoren für jüngere Kolleg·innen fungieren und tragen so zur Wissensweitergabe und einer stabilen Unternehmenskultur bei.

SILL Entreprises, ein Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie, setzt verstärkt auf die Erfahrung älterer Fachkräfte, um den Übergang von traditioneller zu digitaler Produktion zu begleiten. Ältere Mitarbeiter·innen haben bei SILL eine wichtige Rolle inne, da sie die Produktionstechniken verstehen und gleichzeitig junge Mitarbeiter·innen in der Anwendung neuer Technologien schulen.

Ein weiterer Vorteil ist die geringe Fluktuation innerhalb dieser Altersgruppe. Während jüngere Mitarbeiter·innen oft ihre Arbeitgeber wechseln, suchen die Ü50-Mitarbeiter·innen eher nach langfristigen Perspektiven. Dies kann für Unternehmen, die auf Kontinuität und Beständigkeit setzen, von unschätzbarem Wert sein.

Um die Generation 50+ erfolgreich zu rekrutieren, müssen Unternehmen gezielte Strategien entwickeln. Zunächst sollten sie ihre Stellenanzeigen entsprechend anpassen. Formulierungen, die auf eine bestimmte Altersgruppe abzielen oder nur dynamische, junge Teams betonen, sollten vermieden werden. Stattdessen sollte der Fokus auf Erfahrung, Stabilität und Weiterentwicklung gelegt werden.

Schröder & Cie, ein Unternehmen, das sich auf Finanzberatung spezialisiert hat, hat spezielle Programme entwickelt, um erfahrene Berater·innen im Alter von über 50 Jahren zu rekrutieren. Das Unternehmen betont in seinen Stellenausschreibungen die Bedeutung von Erfahrung und bietet flexible Arbeitsmodelle an, die den Bedürfnissen älterer Fachkräfte gerecht werden.

Ein weiterer Ansatz ist die direkte Ansprache über Netzwerke, die speziell für ältere Arbeitnehmer·innen geschaffen wurden, wie etwa A compétences égales. Diese Plattform fördert die Beschäftigung von Menschen über 45 und unterstützt Unternehmen dabei, qualifizierte Fachkräfte zu finden.

Zusätzlich sollten Unternehmen Weiterbildungsangebote für ältere Arbeitnehmer·innen bereitstellen, um ihnen den Einstieg in neue Technologien und Arbeitsweisen zu erleichtern.

In Frankreich gibt es zahlreiche staatliche Unterstützungsprogramme und finanzielle Anreize, die Arbeitgeber bei der Einstellung älterer Arbeitnehmer·innen helfen können. Eines der bekanntesten Programme ist das Contrat de génération, das darauf abzielt, die Einstellung junger und älterer Arbeitnehmer·innen gleichzeitig zu fördern, um den Wissenstransfer zwischen den Generationen zu sichern.

Groupe Hervé hat spezielle Schulungsprogramme für ältere Mitarbeiter·innen entwickelt, die durch staatliche Fördermittel unterstützt werden. Die Initiative hat es Groupe Hervé ermöglicht, das Know-how älterer Mitarbeiter·innen zu nutzen und gleichzeitig neue Talente zu fördern.

Das Pacte senior ist ein weiteres Programm, das sich speziell an Unternehmen richtet, die ältere Arbeitskräfte einstellen oder ihre bestehenden Mitarbeiter·innen über 50 weiterbilden möchten. Es bietet finanzielle Unterstützung für Schulungsprogramme und fördert die Entwicklung von altersgerechten Arbeitsplätzen.

Die Integration der Generation 50+ in Ihr Unternehmen bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Neben der bereits erwähnten Erfahrung und Loyalität tragen diese Mitarbeiter·innen zu einem stabilen und produktiven Arbeitsumfeld bei. Sie können als Mentoren und Coaches für jüngere Mitarbeiter·innen fungieren, wodurch der Wissenstransfer innerhalb des Unternehmens gestärkt wird.

Ein gutes Beispiel ist Horoquartz, ein Unternehmen, das Softwarelösungen für Personalmanagement anbietet. Horoquartz beschäftigt bewusst ältere Fachkräfte, die mit ihrem umfassenden Fachwissen und ihrer Erfahrung einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung innovativer Lösungen leisten. Diese Fachkräfte fungieren als Bindeglied zwischen den Generationen und helfen, die Unternehmenskultur zu stärken.

Ein weiterer wichtiger Vorteil ist die Vielfalt am Arbeitsplatz. Ältere Arbeitnehmer·innen bringen oft Perspektiven und Lösungsansätze mit, die auf jahrelanger Erfahrung basieren. Dies kann zu innovativen Ideen und einer besseren Entscheidungsfindung führen.

Durch die bewusste Rekrutierung und Integration älterer Fachkräfte schaffen Unternehmen eine Win-Win-Situation: Sie profitieren von der Erfahrung und Stabilität dieser Mitarbeiter·innen, während sie gleichzeitig den Fachkräftemangel mindern und zu einer nachhaltigen Arbeitsmarktpolitik beitragen.

Jérôme Lecot