Anpassung an die französische Unternehmenskultur: Tipps für deutsche Manager
Die Geschäftswelt in Frankreich unterscheidet sich stark von der in Deutschland, insbesondere was das Management von Teams betrifft. Diese Unterschiede können für deutsche Unternehmen, die in Frankreich tätig sind, eine Herausforderung darstellen. Wir stellen Ihnen die wesentlichen Unterschiede und die notwendigen Anpassungen für ein erfolgreiches Management eines französischen Teams vor.
2. Anpassungen für deutsche Manager in Frankreich
3. Erfolgreiche Beispiele deutsch-französischer Zusammenarbeit
Kommunikation und Hierarchie
In Frankreich ist die Kommunikation oft formeller und hierarchischer als in Deutschland. Französische Unternehmen legen großen Wert auf Respekt gegenüber Vorgesetzten und eine klare Rangordnung. Entscheidungen werden in der Regel von den oberen Ebenen getroffen und dann nach unten weitergegeben. Diese Struktur kann für deutsche Manager, die flachere Hierarchien und einen offeneren Kommunikationsstil gewohnt sind, gewöhnungsbedürftig sein.
In Frankreich ist es üblich, dass Führungskräfte als Monsieur oder Madame angesprochen werden, und der Nachname wird in formellen Kontexten stets verwendet. Im Gegensatz dazu ist in Deutschland der Umgangston oft informeller, und Kollegen sprechen sich häufig mit Vornamen an, selbst in professionellen Umgebungen. Diese formelle Art der Kommunikation in Frankreich trägt dazu bei, die Hierarchien und Autoritäten zu betonen und zu respektieren.
"Entscheidungen werden in der Regel von den oberen Ebenen getroffen und dann nach unten weitergegeben. Diese Struktur kann für deutsche Manager, die flachere Hierarchien und einen offeneren Kommunikationsstil gewohnt sind, gewöhnungsbedürftig sein."
Lea Orellana-Negrin
Recruiter
Eurojob-Consulting
Beispiele und Statistiken
Ein Beispiel für diese Hierarchien ist das französische "Konzept des Chefs". In einer Umfrage des IFOP gaben 75 % der französischen Arbeitnehmer an, dass sie eine klare Hierarchie in ihrem Unternehmen bevorzugen. Dies steht im Gegensatz zu Deutschland, wo laut einer Studie des IAB nur 42 % der Arbeitnehmer strenge Hierarchien bevorzugen.
Entscheidungsfindung
In Deutschland wird oft ein konsensorientierter Ansatz verfolgt, bei dem die Meinungen aller Teammitglieder berücksichtigt werden, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Dies fördert eine kollegiale Atmosphäre und steigert die Mitarbeitermotivation.
In Frankreich hingegen treffen oft die oberen Führungsebenen die Entscheidungen ohne umfangreiche Konsultation der Mitarbeiter. Dies kann für deutsche Manager, die die Mitwirkung ihrer Teams gewöhnt sind, eine Herausforderung darstellen.
Die französische Vorgehensweise basiert auf dem Vertrauen in die Expertise und das Urteilsvermögen der Führungskräfte. Manager werden erwartet, Entscheidungen selbstständig zu treffen und diese dann dem Team zu kommunizieren. Diese Vorgehensweise kann die Entscheidungsfindung beschleunigen, jedoch das Engagement und die Zufriedenheit der Mitarbeiter beeinträchtigen, wenn sie sich nicht einbezogen fühlen.
Arbeitszeiten und Work-Life-Balance
Franzosen legen großen Wert auf eine klare Trennung zwischen Berufs- und Privatleben. Die 35-Stunden-Woche ist in Frankreich weit verbreitet und Überstunden sind weniger üblich als in Deutschland. Deutsche Manager sollten diese kulturelle Norm respektieren und darauf achten, dass ihre Erwartungen an die Arbeitszeit realistisch sind.
Die französische Gesetzgebung, wie das Loi Aubry, das die 35-Stunden-Woche eingeführt hat, spiegelt den starken gesellschaftlichen Konsens wider, der eine ausgewogene Work-Life-Balance als wesentlich für das Wohlbefinden der Arbeitnehmer betrachtet. In Deutschland hingegen ist die Wochenarbeitszeit oft flexibler und Überstunden sind in vielen Branchen üblich und erwartet.
Verständnis und Respekt für Hierarchien
Deutsche Manager sollten die französische Vorliebe für Hierarchien respektieren und darauf achten, ihre Autorität klar zu kommunizieren. Es ist wichtig, dass Entscheidungen klar und eindeutig von den Führungskräften getroffen und kommuniziert werden, um Missverständnisse zu vermeiden.
Ein guter Ansatz ist es, sich Zeit zu nehmen, um die bestehende Hierarchiestruktur zu verstehen und sich entsprechend einzufügen. Dies bedeutet auch, dass Entscheidungen oft in Absprache mit den obersten Führungsebenen getroffen werden sollten, bevor sie dem Team präsentiert werden. Auf diese Weise können deutsche Manager das Vertrauen und den Respekt ihrer französischen Kollegen gewinnen.
Anpassung des Kommunikationsstils
Ein formellerer Kommunikationsstil ist in Frankreich angebracht. Dies bedeutet, dass Meetings strukturierter sind und die Kommunikation respektvoll und höflich erfolgen sollte. Deutsche Manager sollten darauf achten, ihre Botschaften klar und präzise zu formulieren und dabei die formellen Anreden und Titel zu verwenden.
Es ist hilfreich, Meetings mit klaren Tagesordnungen und Protokollen zu strukturieren, um die Erwartungen und Verantwortlichkeiten deutlich zu machen. Die Verwendung von formellen Anreden wie Monsieur oder Madame sowie der Nachnamen in professionellen E-Mails und Gesprächen kann ebenfalls dazu beitragen, die notwendige Form und den Respekt zu wahren.
Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung
Deutsche Manager sollten die französische Einstellung zur Work-Life-Balance respektieren und darauf achten, realistische Arbeitszeiten zu setzen. Es ist wichtig, die gesetzlichen Vorgaben und kulturellen Normen zu berücksichtigen und Überstunden zu vermeiden.
Eine Möglichkeit besteht darin, flexible Arbeitszeitmodelle anzubieten, die den Bedürfnissen der französischen Mitarbeiter entsprechen. Dies könnte beispielsweise Gleitzeit oder die Möglichkeit zum Homeoffice umfassen. Indem man die Bedeutung der Work-Life-Balance anerkennt und unterstützt, kann man die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter erhöhen.
Siemens
Ein erfolgreiches Beispiel für eine Anpassung an die französische Unternehmenskultur ist Siemens. Das deutsche Unternehmen hat in Frankreich eine starke Präsenz und passt sich durch eine klare Hierarchiestruktur und respektvollen Kommunikationsstil an die lokalen Gepflogenheiten an. Siemens hat spezielle Trainingsprogramme für seine deutschen Manager eingeführt, um sie auf die kulturellen Unterschiede vorzubereiten.
Diese Trainingsprogramme umfassen Schulungen zu interkultureller Kommunikation und Managementtechniken, die spezifisch auf die französische Geschäftskultur zugeschnitten sind. Durch diese Maßnahmen hat Siemens eine reibungslose Integration seiner deutschen Führungskräfte in die französische Arbeitsumgebung ermöglicht und gleichzeitig die Effizienz und Zufriedenheit im Team gesteigert.
Robert Bosch GmbH
Ein weiteres Beispiel ist die Robert Bosch GmbH, die in Frankreich erfolgreich tätig ist. Bosch legt großen Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance und hat flexible Arbeitszeitmodelle eingeführt, die den französischen Normen entsprechen. Dies hat zu einer hohen Mitarbeiterzufriedenheit und einer geringen Fluktuation geführt.
Bosch bietet seinen Mitarbeitern in Frankreich beispielsweise die Möglichkeit, flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Tage zu nutzen. Durch die Berücksichtigung der kulturellen Erwartungen und die Schaffung eines unterstützenden Arbeitsumfelds hat Bosch seine Position als attraktiver Arbeitgeber in Frankreich gefestigt und die Produktivität seiner Teams gesteigert.
Das Management eines französischen Teams erfordert von deutschen Führungskräften ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und kulturellem Verständnis. Die wichtigsten Unterschiede liegen in der Kommunikationsweise, der Hierarchiestruktur und der Einstellung zur Work-Life-Balance. Durch Respekt und Anpassung an diese Unterschiede können deutsche Unternehmen erfolgreich in Frankreich agieren und ihre Teams effektiv führen.
Jérôme Lecot