5 Gründe, warum französische Bewerber Ihre Job-Anzeige ignorieren

 
 
 

In einem zunehmend wettbewerbsintensiven Arbeitsmarkt fragen sich viele deutsche Unternehmen, warum ihre Stellenanzeigen von französischen Fachkräften unbeachtet bleiben. Trotz eines attraktiven Jobangebots und vieler Vorteile scheint es oft schwierig, qualifizierte französische Kandidaten zu gewinnen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, die spezifischen Erwartungen und Bedürfnisse dieser Zielgruppe zu verstehen und die eigene Kommunikation entsprechend anzupassen. In diesem Artikel beleuchten wir die wichtigsten Gründe, warum französische Bewerber Ihre Job-Anzeige möglicherweise ignorieren – und geben praxisnahe Tipps, wie Sie diese Barrieren erfolgreich überwinden können.





1. Die Erwartungen französischer Kandidaten verstehen


Um erfolgreich französische Fachkräfte anzusprechen, ist es entscheidend, ihre spezifischen Erwartungen und Werte zu kennen.


"Französische Arbeitnehmer legen oft großen Wert auf eine gute Work-Life-Balance, klare Karriereperspektiven und ein unterstützendes Arbeitsumfeld. "


Adélaïde Sapelier
Recruiter
Eurojob-Consulting

ASapelier


Studien des Institut national de la statistique et des études économiques (INSEE) zeigen, dass 72 % der französischen Arbeitnehmer die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben als äußerst wichtig erachten. Aus diesem Grund bevorzugen viele von ihnen flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit zum Homeoffice, Aspekte, die in Deutschland ebenfalls an Bedeutung gewinnen, aber in Frankreich traditionell noch stärker gefordert werden.

Zusätzlich spielen Transparenz bei Gehalt und Sozialleistungen eine große Rolle. Französische Arbeitnehmer erwarten klare Angaben zu ihrem künftigen Gehalt und den zusätzlichen Vorteilen, die sie bei einem Unternehmen erhalten können. Dies umfasst unter anderem Gesundheitsleistungen, wie sie etwa über die französische Sozialversicherung Ameli abgedeckt sind, sowie eventuelle Zusatzleistungen des Arbeitgebers. Solche Punkte detailliert und verständlich darzustellen, stärkt die Attraktivität eines Jobangebots erheblich.

Unternehmen, die französische Kandidaten gewinnen möchten, sollten ihre Stellenanzeigen also nicht nur ins Französische übersetzen, sondern auch an die kulturellen Erwartungen anpassen. Die Nennung klarer Karrierepfade, gezielte Weiterbildungsmöglichkeiten und ein offener Kommunikationsstil sind hierbei entscheidend. Plattformen wie Le Figaro Emploi bieten gezielte Einblicke in aktuelle Trends und Erwartungen auf dem französischen Arbeitsmarkt und können so bei der Gestaltung eines attraktiven Angebots helfen.

2. Unklare oder wenig attraktive Stellenbeschreibungen



Eine präzise und ansprechende Stellenbeschreibung ist essenziell, um das Interesse französischer Kandidaten zu wecken. Oft scheitern deutsche Unternehmen daran, weil ihre Jobangebote zu allgemein gehalten sind oder in Fachjargon geschrieben sind, der auf dem französischen Markt möglicherweise unbekannt ist. Um Bewerber anzusprechen, muss eine Stellenanzeige sowohl informativ als auch zugänglich sein und gleichzeitig die zentralen Aufgaben und Vorteile der Position hervorheben.

In Frankreich ist es wichtig, spezifische Details zu den Aufgaben, Verantwortlichkeiten und den geforderten Qualifikationen klar zu benennen. Laut Pôle emploi, der nationalen Arbeitsagentur, erwarten französische Arbeitnehmer in Stellenanzeigen klare Angaben zu den täglichen Aufgaben und den erwarteten Fähigkeiten. So hilft es, konkrete Projektmanagement-Tools, Programmiersprachen oder Branchenkenntnisse zu nennen, um Missverständnisse zu vermeiden und die Anforderungen transparent zu machen.

Auch eine klare Strukturierung der Anzeige ist entscheidend. Durch die Verwendung von Absätzen, Bulletpoints und klar definierten Sektionen können Kandidaten die Informationen schnell erfassen. Plattformen wie Indeed und Monster France empfehlen, zusätzlich auf eine ansprechende und einladende Sprache zu achten, die die Unternehmenskultur widerspiegelt und den Bewerbern ein positives Bild des Unternehmens vermittelt.

Abschließend sollte die Stellenbeschreibung neben den Aufgaben auch die Vorteile und Anreize hervorheben. Angaben zu Weiterbildungsmöglichkeiten, Karrierechancen und eine kurze Vorstellung des Unternehmens stärken das Interesse der Kandidaten und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich bewerben.

3. Fehlende Wettbewerbsfähigkeit der Arbeitsbedingungen



Um auf dem französischen Arbeitsmarkt attraktiv zu sein, müssen deutsche Unternehmen wettbewerbsfähige Arbeitsbedingungen anbieten. Französische Kandidaten haben hohe Erwartungen an ihre zukünftigen Arbeitgeber, insbesondere in Bezug auf Gehalt, Urlaubsansprüche und Arbeitszeiten. Die meisten Franzosen sind es gewohnt, mindestens fünf Wochen Urlaub pro Jahr zu haben, was durch das französische Arbeitsrecht garantiert wird. Ein Unternehmen, das in seiner Stellenanzeige deutlich weniger Urlaubstage angibt, könnte daher bei vielen Bewerbern auf wenig Interesse stoßen. Hier empfiehlt es sich, die Arbeitsbedingungen an den Standard in Frankreich anzupassen oder einen kompensierenden Vorteil anzubieten, wie etwa flexible Arbeitszeitmodelle oder zusätzliche Urlaubstage.

Ein weiteres zentrales Thema ist die Vergütung. Laut dem Institut national de la statistique et des études économiques (INSEE) liegt das Durchschnittsgehalt in Frankreich für viele Berufe oft höher als in Deutschland, insbesondere im städtischen Umfeld. Unternehmen, die französische Fachkräfte anziehen möchten, sollten sicherstellen, dass ihre Gehälter marktgerecht sind und im besten Fall zusätzliche Anreize bieten. Dazu zählen beispielsweise leistungsabhängige Prämien oder eine jährliche Gewinnbeteiligung. Ein transparenter Umgang mit Gehaltsangaben kann das Vertrauen der Kandidaten stärken und deren Interesse an einer Bewerbung erhöhen.

Nicht zuletzt spielen auch moderne Arbeitskonzepte eine wichtige Rolle. Die Möglichkeit zur Telearbeit oder zum Homeoffice ist in Frankreich seit der Pandemie besonders beliebt und wird von immer mehr Kandidaten erwartet. Studien von Le Monde du Travail zeigen, dass fast 60 % der französischen Arbeitnehmer heute Flexibilität bei ihrem Arbeitsort verlangen. Unternehmen, die diese Option nicht anbieten, laufen Gefahr, talentierte Fachkräfte zu verlieren. Daher ist es ratsam, auf diese Erwartungen einzugehen und in der Stellenanzeige klar zu kommunizieren, ob und in welchem Umfang Homeoffice möglich ist.





4. Unklare Angaben zu Sozialleistungen



Sozialleistungen sind für französische Arbeitnehmer ein wesentlicher Aspekt bei der Auswahl eines Arbeitgebers. Neben dem Gehalt spielen Zusatzleistungen wie Krankenversicherung, Pensionspläne und Familienleistungen eine entscheidende Rolle. Französische Kandidaten erwarten hier oft klare und transparente Informationen in der Stellenanzeige. Ein Mangel an Angaben zu diesen Leistungen kann dazu führen, dass potenzielle Bewerber sich anderweitig orientieren oder das Unternehmen als weniger attraktiv empfinden. Besonders in Frankreich, wo umfassende Sozialleistungen von staatlichen und privaten Arbeitgebern stark gefördert werden, ist es wichtig, dass Unternehmen offen über diese Vorteile sprechen.

Ein Beispiel ist die Krankenversicherung, die in Frankreich für alle Arbeitnehmer obligatorisch ist und oft durch Zusatzversicherungen ergänzt wird. Unternehmen, die private Gesundheitsvorsorge wie Zusatzversicherungen anbieten, sollten dies deutlich hervorheben, um französische Bewerber anzusprechen. Auch Familienzulagen, wie Kinderbetreuungszuschüsse oder zusätzliche freie Tage für Eltern, werden in Frankreich sehr geschätzt und sollten in der Stellenanzeige explizit erwähnt werden.

Ebenso spielen Pensionspläne und die Altersvorsorge eine große Rolle. Da viele französische Arbeitnehmer auf eine solide Altersabsicherung Wert legen, wird die Erwähnung einer betrieblichen Altersversorgung oder von Rentenplänen in der Anzeige positiv aufgenommen. Die Möglichkeit zur Teilnahme an Unternehmensgewinnen oder leistungsabhängige Prämien sind ebenfalls anziehende Zusatzleistungen. Diese transparent zu kommunizieren und hervorzuheben, signalisiert Wertschätzung und ein starkes Engagement für das Wohl der Mitarbeiter und kann wesentlich dazu beitragen, die Attraktivität eines Jobangebots zu erhöhen.

5. Ein komplexer oder zu langer Rekrutierungsprozess



Ein weiterer wichtiger Faktor, warum französische Kandidaten möglicherweise auf eine Bewerbung verzichten, ist ein zu komplexer oder zeitaufwändiger Rekrutierungsprozess. In Frankreich erwarten Bewerber klare und effiziente Bewerbungsabläufe, die transparent kommuniziert werden und unnötige Verzögerungen vermeiden. Ein Prozess, der sich über viele Wochen hinzieht oder zu viele Schritte enthält, kann das Interesse der Kandidaten schnell schmälern, da er als Zeichen von Inflexibilität und mangelndem Respekt gegenüber ihrer Zeit angesehen wird.

Im Durchschnitt sollte ein optimierter Rekrutierungsprozess nicht mehr als zwei bis drei Schritte umfassen: eine erste Vorauswahl durch Lebenslauf-Screening, ein persönliches oder virtuelles Interview und eine finale Entscheidung. Eine Umfrage der APEC (Association pour l’emploi des cadres), die sich auf den französischen Arbeitsmarkt spezialisiert hat, zeigt, dass mehr als 60 % der Kandidaten ein schnelles Feedback und transparente Kommunikation als Zeichen eines professionellen Unternehmens schätzen. Lange Wartezeiten oder unklare Rückmeldungen wirken hingegen abschreckend und führen oft dazu, dass qualifizierte Kandidaten das Interesse verlieren und sich anderweitig orientieren.

Eine klare Kommunikation über die Phasen des Bewerbungsprozesses und die zu erwartende Dauer kann ebenfalls helfen, die Attraktivität des Angebots zu erhöhen. Online-Plattformen wie Welcome to the Jungle empfehlen zudem, Bewerbern regelmäßig Rückmeldungen zu geben und sie über den Fortschritt ihrer Bewerbung auf dem Laufenden zu halten. Ein zeitnahes und gut strukturiertes Verfahren vermittelt nicht nur Professionalität, sondern zeigt auch, dass das Unternehmen Wert auf eine positive Candidate Experience legt.

Um den Bewerbungsprozess zusätzlich zu vereinfachen, sollten Unternehmen auch digitale Tools wie Videointerviews oder Online-Bewerbungsportale nutzen. Dies ermöglicht es den Kandidaten, sich unabhängig vom Standort zu bewerben, und reduziert die zeitlichen und logistischen Hürden. Unternehmen, die diesen Prozess effizient und transparent gestalten, steigern ihre Chancen, die besten Talente auf dem französischen Markt zu gewinnen und für sich zu begeistern.

Um erfolgreich französische Talente anzuziehen, ist es für deutsche Unternehmen entscheidend, die Erwartungen und Bedürfnisse dieser Kandidaten zu verstehen und die Stellenanzeigen sowie den Rekrutierungsprozess entsprechend anzupassen. Eine klare Kommunikation der Stellenanforderungen, wettbewerbsfähige Arbeitsbedingungen und ein effizienter Bewerbungsprozess sind wesentliche Elemente, um sich als attraktiver Arbeitgeber in Frankreich zu positionieren.

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